
Lichtreise
Mit zehn schon Zweifel, noch ganz ganz klein,
Ein anderes Gefühl, kann das denn sein?
Die Jungs, sie reden von Mädchen und Fußballspiel
Doch in mir regt sich wohl ein ungleich‘s Ziel
Ich lache, doch ganz ganz tief in meinem Herz
Spür ich den mimimalen neuen Schmerz
Elf Jahre alt, die Fragen sind laut
Warum fühlt mein Herz sich so vertraut
Wenn ich ihn anseh, sein Lachen so klar,
Doch Zweifel flüstert: „Ist das wirklich wahr?“
Ich wünschte, ich könnt‘ es nun verstehen
Warum kann ich nur nicht die Wahrheit sehen?
Die Sehnsucht wächst mit zwölf in mir
Doch ich versteck‘ mein wahres Gespür
Lach mit, spiel‘ das altbekannte Spiel
Doch tief in mir? Fehlt jedes Ziel
Stell‘ weiterhin mein Herz hinter die Wand
S‘ist ihm nun mal schon altbekannt
Mit dreizehn geübt im Versteckspiel
Gefühle vergraben im großen Stil
Doch Blicke zu ihm, sie sind jetzt klar
Nur der Mut – war immer noch nicht da
Die Angst vor Ablehnung sitzt so tief
Dass ich selbst vor meinem Traum weglief
Vierzehn Jahr‘, der erste Schritt
Ein kurzer Chat – ein großer Hit
Ein Freund weiß Bescheid, ich zögernd und still
Doch seine Reaktion zeigt mir das, was ich will
Ein erstes Licht in dunkler Nacht
Ein kleiner Funke, der viel Hoffnung entfacht
Doch mit fünfzehn wird die Last zu schwer
Die Gedanken dunkel, das Herz oft leer
Ich lächle, doch innen zerreißt es mich
Der Kampf mit mir selbst – unendlich kläglich
Die Nächte schaurig kalt, Mut und Hoffnung weit
Nur ein leises Licht kämpft mich durch die Zeit
Nun sechzehn, dann der nächste Schritt
Neue Schule, neuer Mut gibt mir den Tritt
Nach und nach die Worte klar
Ich sage es offen, ehrlich, wahr
Jeder Blick, jedes Wort macht mich frei
Mut wächst leise – und es bleibt dabei
Mit siebzehn dann ganz ohne Plan
Bei meiner Mutter – so spontan
Sie fragt, ich sag’s, die Worte so leicht
Und ihr Lächeln, nun ist alles erreicht
Keine Angst mehr, kein falsches Spiel
Nur noch Liebe – unfassbar viel
Jetzt achtzehn Jahr‘, voll Lebensmut,
Kein Versteckspiel, es tut so gut
Zeig mich ohne Tarnung, ohne Scheu
Bleibe endlich meinem Inner’n treu
Now that’s why I can proudly say:
„I am gay and slay all day!“
Ein Gedicht von Robin Lücke
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