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Surfen auf der grünen Welle

Ein Kommentar von Hanna Ettenreich, FIW13b

Der Kohleausstieg bis 2030, Fridays-For-Future-Demonstrationen, die Grünen als Regierungspartei – in Deutschland ist so langsam eine grüne Welle spürbar. Doch schwappt diese auch schon in den Bereich der Müllvermeidung über?

Dass täglich eine wahnsinnige Menge an Müll entsteht, ist längst kein Geheimnis mehr, und besonders Lebensmittel sind von unserer Wegwerfkultur betroffen. So landen genießbare Lebensmittel im Abfall. Die grüne Welle? Die ist hier noch lange nicht zu sehen. Vor allem, weil sich immer noch der Großteil der Bevölkerung gegen Maßnahmen für die Müllvermeidung, wie das „Containern“ sträubt.

Dabei hat das Containern, bei dem Menschen in die Müllcontainer von Supermärkten und Kaufhäusern abtauchen und noch genießbare Lebensmittel herausfischen, nur positive Folgen – zumindest für unseren Planeten. Während Obst, Gemüse und auch Konserven oftmals noch zu retten sind, ist die Aktion für die Retter äußerst riskant. In Deutschland ist das Containern illegal und strafbar. Schwarz sieht dabei vor allem die CDU/CSU. Die mag das Retten von Lebensmitteln gar nicht gerne. Ist hier wenigstens noch ein grünes Bächlein möglich?

Ein Bremer Kaufhaus zeigt: Das geht! Ein geregeltes Anbieten von abgelaufenen Lebensmitteln beugt nächtliches Einbrechen und mögliche Sachbeschädigung vor – und das kommt bei Passanten gut an! Diese freuen sich über das Konzept des Kaufhauses, denn es zeigt klar und deutlich, welche Lebensmittel nicht mehr essbar sind und legen diese gleichzeitig leicht zugänglich aus. Die gesundheitlichen Risiken, von denen die CDU-Politiker immerzu predigen? Offensichtlich leicht zu vermeiden. 

Dann bleibt natürlich noch der Faktor der Gerechtigkeit. Die Inflation hat in Deutschland Einzug gehalten und Lebensmittel werden immer teurer, das bekommen in erster Linie die Bedürftigen zu spüren. Abgelaufene Lebensmittel sollten also an Tafeln und Bedürftige gespendet werden. Oder?

Das stimmt natürlich, doch im Bremer Kaufhaus bleiben selbst nach dem Spenden der Lebensmittel an Tafeln, dem Verschenken an Mitarbeiter, oder sogar die Nutzung von abgelaufenen Lebensmitteln als Tierfutter immer noch Massen übrig, die im Müll landen und von Studenten, Jugendlichen und allen anderen Lebensmittelrettern herausgefischt werden können.

Durch ein geregeltes Abgeben von abgelaufenen Lebensmitteln, bei dem weder Dinge noch Personen zu Schaden kommen, kann aus dem grünen Bächlein im Bereich der Müllvermeidung vielleicht in den nächsten Jahren noch ein Fluss oder sogar eine grüne Welle werden. Immerhin ist fast jeder Deutsche zumindest theoretisch für ein aktives Entgegenwirken der Lebensmittelverschwendung. Klar ist: Noch sträubt sich die Politik gegen eine Legalisierung des Containerns, was viele Menschen davon abschreckt. Wer möchte denn auch gerne wegen einer guten Tat hinter Gittern landen? Noch dazu ist sich offenbar ein Teil der Deutschen zu fein, um abgelaufenes aber gutes Essen zu essen. Wieso auch nicht, schließlich können die feinen Herrschaften es sich leisten und leben in keinem Drittweltland. Das ist ja wohl wichtiger als das Wohl unseres Planeten.

Doch auch hier ist ein grüner Wandel, der Veränderung mit sich bringt, spürbar.

Und wer weiß: Vielleicht kann und will schon bald jeder – ganz ohne Risiko – ein Lebensmittelretter sein und auf der grünen Welle surfen.

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