С глаз долой – из сердца вон?
Aus den Augen – aus dem Sinn?
Jeder hat bereits den Krieg im Osten Europas mitbekommen. Der Krieg in der Ukraine. Viele Menschen leiden und sterben im Rahmen des Krieges. Als Erstes fallen einem die lokalen Ukrainer*innen ein. Ihre Sorge ist natürlich das Wohlbefinden von sich selbst, ihrer Familie, ihren Mitbürger*innen und die Sorge um ihr Land. Menschen finden sich in einer Situation wieder, die für uns schwer vorzustellen ist. Allein schon dieser Albtraum von Krieg ist schrecklich und doch hat dieser auch Einfluss auf das Leben unbeteiligter Deutsch-Russen aber auch Deutsch-Belarussen. Sie werden nämlich genau wegen diesem Szenario immer öfter diskriminiert! Das sollte nicht passieren!
In diesem Zusammenhang möchte ich von eigenen Erlebnissen erzählen:
Ich selbst bin in Belarus geboren und lebe seit knapp 17 Jahren, also fast mein komplettes Leben, hier in Deutschland. Vor kurzem wurde ich bei einem Besuch im Schwimmbad auf meine Herkunft angesprochen. Beim Vorzeigen meines Personalausweises und meines Schülerausweises wurde ich auf mein Geburtsland Belarus sowie den aktuellen Putin-Krieg in der Ukraine angesprochen. Grundsätzlich ist nichts Schlimmes dabei, jedoch hat bis dahin niemand auf meine Herkunft geachtet. Vor dem Jahr 2022 wussten einige Menschen nicht, dass Minsk die Hauptstadt von Belarus ist, geschweige dass Belarus ein EIGENES Land ist. Zudem werde ich verstärkt schief angeschaut, wenn ich mit meiner Mutter auf Russisch spreche. Übrigens geht es dann meistens um ganz banale Dinge wie unseren stark abweichenden Fashionstyle. Natürlich betrifft das nicht jeden einzelnen, der russische oder belarussische Wurzeln besitzt. Trotzdem frage ich mich, was russische und belarussische Menschen mit dem Krieg zu tun haben, wenn sie ihn selbst ablehnen. Ist es nicht schlimm genug, dass bereits enormes Leid in der Ukraine passiert?
Doch Russen und Belarussen sind nicht die einzigen Opfer der Diskriminierung und Benachteiligung. Schon über Jahre hinweg werden Menschen aufgrund ihrer Herkunft, Religion, Aussehen, Ideologie, sexuelle Orientierung oder einfachen persönlichen Ansichten ausgeschlossen. Man denke an Afroamerikaner oder Muslimen, Homosexuelle oder Menschen mit anderen Vorstellungen und anderen Meinungen. Das führt wiederum zu der Frage, wie kommt es zu einer Ausgrenzung? Kurz und knapp: Vorurteile und Ängste vor dem Unbekannten. Meiner Ansicht nach lehnen viele Menschen bereits etwas ab, weil es nicht ihrer Meinung entspricht, nicht zum Mainstream passt oder etwas vorab mit vielen Gerüchten und Vorurteilen verbunden ist. Anstatt direkt sich gegen Neues, Unbekannten oder Anderem zu verschließen, sollte man nicht vorschnell jemanden oder etwas abstempeln. Und ich bin mir sicher, wir alle haben dies schon einmal gemacht. Wer nicht, der verdient größten Respekt! Nichtsdestotrotz kann daran gearbeitet werden, um ein besseres Miteinander zu garantieren. Anstatt andere auszugrenzen, weil sie „anders“ sind, sollten wir ihnen entgegenkommen und mit ihnen reden. Das heißt: Mund auf und etwas sagen, was einen nicht sofort verletzt. Das Ganze führt uns dann zu mehr Freude, weniger Zorn, Hass, Wut und Traurigkeit. Ich meine, auch wenn wir sehr unterschiedlich sind, wir haben bestimmt auch einige Gemeinsamkeiten und diese können wir miteinander teilen. Anstatt sich gegenseitig giftige Blicke zuzuwerfen, kann man zusammen über Basketball, Serien, Bücher oder am besten den nächsten Film „Phantastische Tierwesen: Dumbledores Geheimnisse“ reden – übrigens soll das keine Werbung für die magische Filmreihe sein.
Im Russischen gibt es ein Sprichwort „С глаз долой – из сердца вон“. Dieses Sprichwort ähnelt dem deutschen Sprichwort „Aus den Augen, aus dem Sinn.“ Genau so sollten wir uns auf keinen Fall verhalten! Nur wenn wir wegschauen, hat sich das Problem nicht aufgelöst! Klar, das Thema Diskriminierung, Rassismus und Ausgrenzung ist altbekannt, doch man dachte auch lange Zeit, dass die Erde eine Scheibe ist, bis sich die Wissenschaft durchgesetzt hat. Genau das können wir auch. Uns durchsetzen und etwas tun. In unserem Grundgesetz wird klargemacht, dass jeder Mensch weder bevorzugt noch benachteiligt werden soll. In unseren Schulen wird über verschiedene Arten des Rassismus und Diskriminierung aufgeklärt. Wir besitzen die Mittel, sei es Google, Bücher oder Podcasts, uns zu informieren, sodass wir uns selbständig und unabhängig eine Meinung zu etwas bilden können. Wir haben die Möglichkeit etwas zu ändern! Jeder Einzelne sollte sich selbst Gedanken machen, was man sagt und tut. Andernfalls kann es böse enden! Positiv zusammengefasst: Schaut hin! Ihr lernt somit viel Neues kennen. Neue Ideen, neue Ansichten, neues Wissen, neue Freunde!
Text von D. Emgrunt
Zeichnung von Antonia Galster