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Über das Vergessen nachdenken

Die Begriffe Demenz und Alzheimer hört man ab und zu im Alltag, doch was ist, wenn es auf einmal um ein Familienmitglied geht? Das kann einen schon überfordern. Anelise Golin Stampfer ist die erste Vorsitzende der Alzheimer Gesellschaft Ingolstadt (AGI) und ist als Leitung von zahlreichen Angehörigengruppen seit mehreren Jahren tätig. Wir haben Sie um ein Interview zum Thema Demenz und Alzheimer gebeten und hier sind die wichtigsten Fragen und Antworten:

Was ist die Aufgabe der deutschen Alzheimer Gesellschaft?

Frau Stampfer: „Die Deutsche Alzheimer Gesellschaft e.V. ist eine Selbsthilfeorganisation von und für Menschen mit Demenz und ihren An- und Zugehörigen. Wir bieten u.a. Schulungen, Angehörigengruppen, Betreuungsgruppen für Betroffene, Beratung und Informationsveranstaltungen an.“

Was beinhaltet Ihre Aufgabe bei der Alzheimer Gesellschaft?

Frau Stampfer: „Ich habe in der AGI als ehrenamtliche Helferin angefangen und moderiere nun seit 10 Jahren die Angehörigengruppen. Seitdem habe ich auch noch Schulungen, Vorträge und die Arbeit im Vorstand zu meiner ehrenamtlichen Tätigkeit hinzugefügt.“

Was ist der Unterschied zwischen Demenz und Alzheimer?

Frau Stampfer: „Demenz ist ein Überbegriff und beschreibt eine Gruppe von Symptomen wie den Verlust der kognitiven Fähigkeiten und Veränderungen im Verhalten, die die Alltagskompetenzen beeinträchtigen. Diese Symptome werden von unterschiedlichen Erkrankungen verursacht. Die häufigste davon ist die Alzheimer Erkrankung. Das heißt, jede Alzheimer Erkrankung ist eine Demenz, aber nicht jede Demenz Erkrankung ist Alzheimer.“

Was kann ich erwarten, wenn ein Familienmitglied von Demenz betroffen ist?

Frau Stampfer: „Menschen mit Demenz verändern sich. Sie verlieren bestimmte geistige Fähigkeiten wie die Orientierung (zeitlich und räumlich), das Gedächtnis (am Anfang vor allem das Kurzzeitgedächtnis) und die Fähigkeit komplexe Vorgänge zu begreifen und umzusetzen. Auch die Sprache kann gestört sein. Betroffene tun sich schwer Wörter zu finden, lange Sätze zu verstehen und darauf angemessen zu reagieren. Das alles merken Betroffene mehr oder weniger und sie reagieren oft mit Verunsicherung, Trauer oder Angst. Sie können sich zurückziehen oder verärgert und dann auch evtl. aggressives Verhalten zeigen.“

Wie kann ich als Angehörige:r helfen?

Frau Stampfer: „Der erste Schritt ist, sich zu informieren und eventuell beraten lassen. Je mehr ich über die Demenz weiß, desto besser kann ich damit umgehen. Parallel zur Information ist es wichtig Betroffene mit Respekt, Verständnis und Wertschätzung zu begegnen. Sie sind erkrankt, spüren oft, dass etwas nicht stimmt und sind verunsichert. Kürzere Sätze, Blickkontakt und Themen, die der Person bekannt sind, helfen eine Überforderung zu vermeiden.“

Wie kann ich mich ehrenamtlich bei der Alzheimer Gesellschaft beteiligen?

Frau Stampfer: „Man kann sich als Demenz Begleiter:in engagieren und Betroffene in den Familien unterstützen. Die 40-stündige Schulung für Demenz Begleitende findet im Februar 2023 statt. Mit dieser Schulung kann man auch als Helfende in den Betreuungsgruppe tätig sein.

Sonst suchen wir immer Helfende für Projekte, wie den Hybrid-Kurs für Angehörige (hierfür brauchen wir Unterstützung mit der Zoom-Technik und dem Mischpult). Für all diese Tätigkeiten erhält man natürlich eine Aufwandsentschädigung und viel Dankbarkeit.

Mehr Infos zur ehrenamtlichen Hilfe und zum Thema Demenz gibt es unter www.alzheimer-ingolstadt.de

Das Interview wurde von Carolina Golin Stampfer (FS13a) geführt.

Informationen zum Bild:
Das Kunstwerk stammt von Elisabeth K., die an Demenz erkrankt ist. Das Copyright obliegt der Alzheimer Gesellschaft Ingolstadt e.V. und wurde dankenswerter Weise zur Verfügung gestellt.

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