Schule

Das Schulhaus unserer Träume

Endlich ist das Schulhaus fertig! Also praktisch. Sagen wir lieber mal so: Endlich dürfen wir rein. Ganz fertig ist es ja noch nicht. 

In der Aula beispielsweise sind noch ständig Handwerker unterwegs, die meistens auf der Leiter stehend an Kabeln herum friemeln. Auch in der Tiefgarage wird noch fleißig gearbeitet – manchmal riecht es nach irgendetwas bestialisch Stinkendem. 

Dazu kommen noch einige kleinere Zipperlein, mit denen unser Schanzer Haus noch zu knabbern hat. 

Ein Auge für das Detail hat man erst nach einer kleinen Eingewöhnungsphase bekommen, in der man primär damit beschäftigt ist, sich zu orientieren. Wo man in der ersten Woche noch manchmal leicht panisch den Reflex verspürte, Google Maps öffnen zu müssen, weil man nicht immer hundertprozentig wusste, wo man ist, konnte man mit der Zeit immer mehr auf die eher mittel gut verarbeiteten Silikon-bazereien in den Fugen am Fußboden achten. 

Bis man so ein Auge entwickelt hat, gab es allerdings einiges zu entdecken. In der ersten Schulwoche ist beispielsweise praktisch täglich ein neues Treppenhaus aufgetaucht, dass irgendwo am Ende des Ganges versteckt war. Ein bisschen hat man sich wie in Hogwarts gefühlt. Nur, dass die Treppen sich nicht auch noch gedreht haben. Im Unterricht konnte man sogar dem einen oder anderen magischen Phänomen beiwohnen, wenn einfach völlig ohne Kontext der Wasserhahn losgegangen oder die Tür wie von Geisterhand aufgeschwenkt ist. Wenn da nicht der unbekannte Schulgeist am Werk war. Das mit den Geistern dürfte sich jetzt allerdings fürs Erste erledigt haben, denn seit ein paar Wochen hängt endlich ein Kruzifix in jedem Klassenzimmer. 

Aber wie sieht es eigentlich mit dem Ort aus, an dem man seine Geschäfte verrichtet, die nichts mit der Schule zu tun haben? Kurz: Dem Schulklo. Allein bei diesem Wort schwingt ja schon ein gewisser Mief mit. Das sollte in dem neuen Gebäude doch eigentlich ein einziger Genuss sein, wenn man mal an eher etwas strenger riechenden Etablissements im generell schon muffigen Ingatiushaus zurückdenkt. Als es so weit war, und einen das erste mal das Bedürfnis ereilte, musste man sich auf den Weg ins ungewisse wagen. Auch ein Lehrer, der gerade leicht verschwitzt zum Endspurt in den dritten Stock ansetzte, weil er aus dem Flandernhaus zum Stundenwechsel kam, konnte bei der Wegfindung leider nicht weiterhelfen. Nachdem man dreimal im Kreis geirrt ist, schließlich doch den Lokus erreicht hat und erleichtert von den Verhandlungen mit Villeroy und Boch aus der Tür zum Waschbecken schreitet. Trotzdem muss aber sagen, dass es sich bei den Toiletten im Vergleich zu den alten um eine Wohlfühloase handelt.

Aber bitte versteht das jetzt nicht falsch! Das soll keiner Weise eine Kritik sein: Ganz im Gegenteil, wenn wir ehrlich sind, sind wir doch froh, dass wir endlich das fast schon prähistorische Ignatiushaus hinter uns lassen konnten und im Jahr 2024 angekommen sind. Wie toll ist es denn bitte, dass es jetzt immer und überall WLAN gibt, dass wir wieder eine Cafeteria, ausreichend Platz, eine Klimaanlage und helle Klassenzimmer haben. Und der Ausblick auf den Park entschädigt sowieso für alles.

Eine Glosse von Lorenz Schlungerer

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