Leben

Hilfe, der Winterblues kickt mich!

Es ist zum Haare raufen! Nun sitze ich mittlerweile schon seit Stunden ungelenk am Schreibtisch. Während die Sonne schon längst den Feierabend eingeläutet hat, quäle ich mich weiterhin mit mathematischen Berechnungen oder allerlei schulischen Texten. Immer dieser Leistungsdruck, dieser Perfektionismus und dieser Stress: „Diese eine Aufgabe schaffe ich noch! Bei mir bleibt nichts liegen! Alles muss stimmen!“ Es ist belastend, von sich selbst stets die Bestform zu verlangen und dadurch im eigenen Zimmer regelrecht zu versauern. Wie in Agonie verkümmere ich und verzweifle allein und einsam an den Schulbüchern, an den bedruckten Papierstapeln und an den Hieroglyphen auf dem Display meines Notebooks. „Vielleicht hilft ja ein bisschen Stretching oder ein kurzes Workout?“ Mein Blick fällt, während ich wieder nach einer Kniebeuge hochkomme, auf die Uhr. „Nicht zu fassen! Wie kann es nur so spät sein? Habe ich nicht gerade erst vor fünf Minuten das Licht angeschaltet, weil der Winter das Tageslicht so schnell verschlingt? Deshalb ist es draußen also stockdunkel!“ Die bleierne Dunkelheit spiegelt meine düstere innere Stimmung wider und gibt mir letztendlich den Rest. Resigniert verlasse ich meine Einöde von einem Zimmer und begebe mich nach einer gefühlten Ewigkeit wieder unter Menschen. 

So hochsensibel wie ich in vielerlei Hinsicht bin, habe ich die mir penetrant erscheinenden Stimmen meiner Familie während meiner ach so produktiven Übung in Askese allerdings ohnehin kaum ignorieren können und bin jetzt dazu geneigt, mir die essenziellen zwischenmenschlichen Kontakte durch verbale Kommunikation genauso zu entsagen wie zuvor die Freizeit. Stattdessen powere ich mich auf unserem Hometrainer aus – in der Hoffnung, auf diese Weise all meine Anspannung, meine Sorgen und meine Selbstzweifel zu vergessen. Leider vergebens … Vor meinen inneren Dämonen kann ich nicht davonlaufen, erst recht nicht, indem ich auf der Stelle energisch in irgendwelche Pedale trete und gleichzeitig gedanklich den nächsten Tag plane. 

Was wäre das denn für eine Dystopie, wenn mein Alltag derart finster und trist aussähe wie jenes schwarze Loch anstelle eines Fensters an Winterabenden – ganz ohne ein warmes Lächeln, ohne eine innige Umarmung und ohne eine anderweitige Liebesbekundung? Ich will es mir gar nicht ausmalen! Obwohl ich meine Me-Time sehr schätze, verzerre ich mich gleichzeitig nach Worten, Worten anderer Individuen, nach deren Mimik und Gestik, anhand derer ich auf ihre Emotionen schlussfolgern kann, nach dem Verständnis und der Zeit anderer. Ich bin Mensch und komme daher nicht ohne soziale Kontakte aus. Ohne Menschenkontakt kann keiner von uns gedeihen!

Deshalb genieße ich sowohl die fürsorglichen Gespräche mit meinen Eltern und die kleinen Schlagabtausche mit meiner jüngeren Schwester als auch den Deep-Talk und die Witzeleien mit meinen Freundinnen und Freunden oder lehrreiche Konversationen mit Lehrkräften und sonstige kommunikative Situationen mit wildfremden Leuten. Wenn ich einmal wieder in den Tiefen der Vereinsamung zu ertrinken drohe, dann sind es meine Mitmenschen, die mich vor dem Untergang bewahren – sie sind mein Anker. Sie sind mein Sonnenschein, meine Welt, mein Universum. Ich bin gefeit gegen die vielzähligen Hurrikans des Lebens und meine psychische Widerstandskraft verdanke ich zu großen Teilen meinen grandiosen Mitmenschen! Das will ich nicht verhehlen!

Doch jetzt genug aus meinem Alltag, hier sind fünf zwischenmenschliche Bereiche, die für uns alle als soziale Schutzfaktoren fungieren und somit unsere Resilienz maßgeblich verbessern können:

Familie & Verwandtschaft

„Familie ist unheimlich peinlich!“ Sagt wer? Ich jedenfalls schließe mich dem nicht an – zumindest nicht ganz. Klar, sowohl meine Eltern als auch meine jüngere Schwester sind nicht gerade das Vorzeigebeispiel. Ich genauso wenig. Aber Hand aufs Herz: „Wer kann das schon von sich behaupten?“ Außerdem ist mir das so etwas von Schnuppe! Ich brauche keine Familie, die sich nur perfekt für ein einziges gemeinsames Urlaubsfoto eignet. Was ich will, das nennt sich eine starke emotionale Beziehung – und die währt wahrlich länger als ein Schnappschuss. Natürlich will ich hier nicht alle Fotos per se verteufeln! Viel zu wertvoll sind all die unvergesslichen Momente meiner Kindheit, an die ich mich andernfalls nicht mehr erinnern würde, wenn sie nicht zum Glück eine Linse eingefangen hätte. So gerne ich mir diese Schätze anschaue, so blicke ich dennoch weitaus lieber in die Gesichter meiner Liebsten. Wenn allerdings dicke Luft zuhause herrscht, dann würde der harmoniebedürftige Teil von mir am liebsten direkt Reißaus nehmen. Eine stabile Beziehung hält das Gezanke und Geplänkel – wenngleich das Ganze für alle Beteiligten schwer ist – trotzdem aus. Nur so unter uns: Die Meinungsverschiedenheiten würden mir wahrscheinlich sogar fehlen. Auch wenn ich nur ungern darüber nachdenke: „Unsere Zeit ist begrenzt!“ Folglich kann ich es euch nur wärmstens ans Herz legen, mit eurer Familie und Verwandtschaft nicht auf Kriegsfuß zu stehen, sondern euch um diese manchmal lästigen, aber in der Summe wichtigen Beziehungen zu kümmern, bevor es zu spät ist. Ich musste das auch auf die harte Tour lernen … 

Freundeskreis & Partnerschaft 

Selbstverständlich müssen wir nicht auf Biegen und Brechen den Kontakt zu unserer Familie oder zu Verwandten suchen, wenn es doch so etwas wie Freundschaften und Partnerschaften gibt. Meiner besten Freundin kann ich meine tiefsten Gedanken anvertrauen und in meiner Clique muss ich mich ebenso für nichts schämen. Ob Freundin oder Freund – mit den true friends teilt man die innigsten Geheimnisse und lacht sich mit ihnen entweder über etwas schlapp oder weint sich die Augen regelrecht aus und hat dennoch eine shoulder to cry on. „Wie viele Lebenskrisen ich alleine schon mithilfe meiner Freundinnen und Freunden überwunden habe!“ Ohne sie wäre ich echt aufgeschmissen! Mit ihnen wachse ich jedoch durch meine erlittenen Niederschläge, anstatt an Hindernissen zu verzweifeln. Wie große himmlische Schwingen geben sie mir Aufschwung! „Friends got our back, so we will not fall and can fly!“ Wer in einer Beziehung ist, weiß zudem um das in vielerlei Hinsicht intime Verhältnis: Die Partnerin oder der Partner bekommt auf längere Sicht nicht nur eure Schokoladenseite zu Gesicht, sondern macht irgendwann auch mit eurer Schattenseiten Bekanntschaft. Wenn man dann nichtsdestotrotz geliebt, akzeptiert, respektiert und unterstützt wird, dann ist das noch bei Weitem besser als ein Sechser im Lotto! Langfristige Freund- und Partnerschaften sind einfach der Jackpot des Lebens! Denn all jene Menschen nehmen unsere Persönlichkeit an und unterstützen uns somit, uns in Selbstakzeptanz zu üben und jede noch so große Life-Crisis erfolgreich zu überwinden bzw. durch die überstandenen Miseren zu wachsen.

Schule, Arbeit & Ehrenamt

Aber an fünf Tagen in der Woche verbringe ich mindestens sieben Stunden in der Schule – das sind schon 35 von den 168 Stunden, die mir pro Woche zur Verfügung stehen. Seien es Gespräche mit meinen Mitschülerinnen oder meinen Mitschülern, den Lehrkräften oder anderweitigem Personal in der Schule – uns alle eint ein Ziel: das erfolgreiche Erbringen kurz- oder langfristiger Leistungen. Während ich mich also nicht selten mit meinem Job als vorbildliche Abiturientin regelmäßig abmühe, könnte ich stattdessen mal nach Hilfe fragen. Gedacht, getan: Mittlerweile liebe ich es über alles, Ideen untereinander austauschen oder einander gegenseitig unter die Arme zu greifen – seien es knifflige Mathe-Rätsel oder kreative Gruppenarbeiten, mit ein bisschen Teamwork kommen nicht nur von Erfolg gekrönte Projekte zustande, sondern auch ein bereicherndes Klassenklima, das uns trotz all des Leistungsdrucks zu mehr Resilienz verhilft. Was ich persönlich schon seit Jahren als Gewohnheit etabliert habe, das ist das Begrüßen und Verabschieden, welches ich nicht nur als höfliche Floskel ansehe. „Nein, im Ernst: Es ist so simpel und doch ein so signifikanter Unterschied, wenn man selbst an einem tristen Wintermorgen auch nur eine verschlafene Antwort erhält und dem Gegenüber ein müdes Lächeln über das Gesicht huscht!“ Und wer hat denn gesagt, dass wir „nur“ in der Schule zuvorkommend sein müssen? Dasselbe Prinzip lässt sich auf etliche Bereiche ausweiten und beliebig erweitern: Wenn du nebenbei noch arbeitest – meinen Respekt – und dann zusätzlich gute Laune und Offenheit mitbringst, freuen sich nicht nur deine Vorgesetzten, sondern auch die anderen Angestellten. Du könntest dich genauso ehrenamtlich in deiner Gemeinde oder Stadt engagieren und damit nicht nur anderen Menschen eine Freude bereiten, sondern dich selbst an der Einbindung in soziale Aktivitäten erfreuen, indem du etwa bei der Freiwilligen Feuerwehr mitanpackst, im Tier- oder Seniorenheim aushilfst, in Sportvereinen, Verbänden oder Organisationen tätig bist oder an einer der zahlreichen schulischen Angebote der FOSBOS mitwirkst. Unsere Schülerzeitung freut sich über jedes neue Gesicht und jeden weiteren Freigeist!

Vermeintlich Fremde & Nachbarschaft

Zugegeben, es ist wirklich angenehm, sich mit Individuen zu solidarisieren, die einen kennen oder ähnliche Absichten, Interessen oder Wertvorstellungen haben – das ist sogar wissenschaftlich erwiesen – und mir ist das Phänomen in meinem Alltag ebenso schon oft aufgefallen. Mit Personen, die sich schulisch ähnlich ausdauernd wie ich zeigen, finde ich im Nu ein Gesprächsthema – seien es die nächste Kurzarbeit, die demnächst anstehende Schulaufgabe oder ein Referat. Zwar halten wir charakterliche oder sonstige Ähnlichkeiten für sympathisch und genießen – völlig zu Recht – die Vertrautheit. indes ist mir selbst aber aufgefallen, dass Konversationen über außerschulische Themen mindestens genauso interessant sein können, wenn nicht gar noch aufschlussreicher. Ich bin daher echt froh, dass ich mittlerweile einen regen Austausch mit vielen aus meiner Klasse pflege und diesen mit anderen in den Leistungskursen ebenfalls immer mehr suche. Ich bin mir zudem sicher, dass meine Gesprächspartnerinnen und -partner sich genauso wie ich freuen, wenn ich in Dialogen mal Schulisches außenvor lasse. Selbst ein „Pausentalk“ zwischen Tür und Angel – im wahrsten Sinne des Wortes – hebt meine Stimmung, wie auch die zufälligen Begegnungen mit Nachbarn auf den Treppen bei meinem „Nachhauseweg“ ins vierte Stockwerk. Mir reicht ein kurzer Plausch oder freundlicher Gruß, schon schwebe ich auf Wolke 7! Sogar ein nettes Lächeln, das mir eine Passantin oder ein Passant schenkt, und das ich erwidere oder umgekehrt selbst ausstrahle und zurückgeworfen bekomme, wirkt bei mir wahre Wunder. So, keep this in mind: „Smile!“ 

Internet & Social Media 

Last but not least: Wenn ich mich in der analogen Welt mal einsam und unverstanden fühle, dann helfen mir manchmal motivierende Geschichten und Botschaften anderer Individuen, die ihre Gedanken etwa in sozialen Netzwerken oder auf Blogs teilen und mir immer wieder eine Inspiration sind. „Though, nothing beats kind messages from my family and my real-life friends via WhatsApp!”

Bonus-Tipp: Nicht nur das Internet ist voller Cat Content, sondern auch meine Kleidung ist voll von Katzenhaaren. Und meiner Katze Luna vertraue ich mich sowieso gerne an, obwohl ich ihre Sprache nicht beherrsche! Haustiere können einen nämlich nicht nur erfreuen, sondern auch die psychische Widerstandskraft nachhaltig fördern. Die Bindung zwischen Mensch und Tier ist wahrlich von einer ganz besonderen Art und kann mindestens so innig sein wie die Beziehung zu einem menschlichen Wesen. Wer Gesprächsbedarf hat, kann sich also gleichfalls dem geliebten Haustier anvertrauen! Plus-Punkt: Von meiner Katze habe ich kein Anschreien zu befürchten – jedenfalls „bellt“ sie mich nicht an, sondern nur die Tauben auf den Dächern, oder miaut, wenn sie wieder vom Balkon in unsere Wohnung möchte – trotzdem kann ich ihr mein Herz ausschütten. „Was sie wohl von meinen Monologen hält? Hat sie mir gerade zugezwinkert? Berühren sie meine Worte?“ Das werde ich leider nie direkt erfahren, dennoch kann ich diese Art von Tiertherapie nur wärmstens empfehlen! 

Viel Vergnügen bei der Umsetzung und lasst euch nicht von kleinen Missverständnissen in der Kommunikation demotivieren, denn wir alle wissen: Jeder Winter geht irgendwann einmal vorüber!

Text und Bild von: Gloria Janecki

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