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„Tim Burton’s Labyrinth“ in Berlin 2024

Der Regisseur Tim Burton ist bekannt für seine „Batman“-Filme aus den 90er Jahren, düstere Musicaladaptionen wie „Sweeney Todd“ sowie skurrile Fantasiewelten, etwa in „Charlie und die Schokoladenfabrik“. Allem voran zeichnet ihn seine Liebe zur Stop-Motion-Animation aus, die in den Halloween-Klassikern „The Nightmare Before Christmas“ und „Corpse Bride“ besonders deutlich wird.

Auch der Erfolg seiner neueren Werke, etwa die Netflix-Serie „Wednesday“ aus dem Jahr 2022 oder die im September diesen Jahres erschienene Fortsetzung der Horrorkomödie „Beetlejuice“, tragen zu seinem Ruf als einem der bedeutendsten Filmemacher unserer Zeit bei. Burtons Werken liegt die einzigartige und unverkennbare „burtonesque“ Ästhetik – eine Kombination aus märchenhafter Romantik und dem Makaberen – zugrunde. Der Regisseur fasziniert und fesselt sein Publikum, nicht selten weckt er sogar den Wunsch noch tiefer in diese schaurig-schöne Welt eintauchen zu können. Um genau das zu ermöglichen, wurde im Jahr 2022 die immersive Ausstellung „Tim Burton’s Labyrinth“ ins Leben gerufen. Nach wechselnden Standorten in Madrid, Paris, Brüssel und Barcelona findet sie dieses Jahr in Berlin statt, sodass auch deutsche Horrorbegeisterte einen Einblick in die düsteren Ecken der Vorstellungskraft Burtons wagen können.

Emily aus dem Film „Corpse Bride“

Wie der Name der Ausstellung schon vermuten lässt, finden sich die Besucher in einem Labyrinth aus zahlreichen Räumen wieder, in denen sie jeweils eine der nummerierten Türen auswählen und die dahinterliegende Welt betreten. Man bahnt sich also selbst einen Weg durch den Wirrwarr aus visuellen, akustischen und haptischen Installationen, die sich entweder einem konkreten Werk oder einer spezifischen Thematik widmen. Lebensgroße Figuren, Animationen, stimmungsvolle Beleuchtung und Soundeffekte lassen – untermalt von der Filmmusik des Komponisten Danny Elfman – die fantastischen Geschichten Wirklichkeit werden.

So sind etwa die ersten Räume in Anlehnung an Burtons Kurzfilme „Vincent“ und „The World of Stainboy“ gänzlich in Grautönen gestaltet und die ausgestellten Kostüme aus der „Batman“-Reihe werden vom höhnischen Lachen des Jokers untermalt. In einem Frisiersalon trifft man auf Sweeney Todd, den „teuflischen Barbier aus der Fleet Street“, und unter den rot gestreiften Bäumen der Schokoladenfabrik gehen fleißige Umpa-Lumpas ihrer Arbeit nach. Begibt man sich auf die Spuren von „Alice im Wunderland“, so findet man sich bei einer Audienz mit der Herzkönigin im Thronsaal wieder oder man begegnet dem verrückten Hutmacher in einem Wald aus riesigen leuchtenden Pilzen.

Der verrückte Hutmacher aus „Alice im Wunderland“

„The Nightmare Before Christmas“ wird von keinem geringeren als Jack Skellington, dem Kürbiskönig von Halloween Town und seinen drei Handlangern repräsentiert, die durch eine verschlafene Vorstadtkulisse spuken. Auch emotionale Szenerien kommen nicht zu kurz, etwa bei einem rührenden Wiedersehen zwischen dem untoten Hund und seinem Besitzer aus „Frankenweenie“ oder bei der zugleich schauderhaften und doch bezaubernden Hochzeit zwischen dem lebenden Victor und der „Corpse Bride“.

Jack Skellington aus „Nightmare before Christmas“

Bereits vor seiner Karriere in der Filmindustrie zählten Zeichnungen, Malerei und Fotografie zu Burtons bevorzugten Ausdrucksformen und bis heute ist die Kunst zudem ein essenzieller Teil seines kreativen Schaffens. Etwa 200 Originalwerke Burtons zieren die Wände der Ausstellungsräume. Ob Bleistiftskizzen, Tuschezeichnungen oder Malereien mit Pastellkreide und Glitzerfarben – Burton macht vor keinem Medium Halt. Selbst die ein oder andere Serviette oder ein winziger Notizzettel fallen seinem Kugelschreiber zum Opfer.

Ebenso vielfältig sind auch die Motive: Erste Entwürfe neuer Charaktere, schauderhafter Kulissen und sonderbarer Waffen, Alien Attacken und Tierparaden. Besonders bei der Schöpfung von Monstern kann Burton seiner Kreativität freien Lauf lassen. Von Horror-Clowns und entarteten Spielsachen bis hin zu grauenhaften Kreaturen mit 13 Augen und gigantischem Maul. Selbst ein Kaktus, ein Cocktailglas oder eine Handvoll Luftballons können in schreckliche Bestien verwandelt werden. Die furchterregendste Form der Freiheit ist laut Burton der Wahnsinn und der kennt bekanntlich keine Grenzen.

Kurzum: Innerhalb des Labyrinths wandeln die Besucher durch die Gedankengänge Tim Burtons. Sie erfahren, welche Fragen ihn zu seinen Geschichten bewegen und was ihn hinsichtlich seines einzigartigen sowie unverwechselbaren Stils prägt und inspiriert. Ich hatte ungeheuerlichen Spaß dabei, eine fantastische Filmwelt nach der anderen zu betreten und den Fieslingen, die ich sonst nur von der Leinwand kannte, schließlich in Person gegenüberzustehen. Es hatte fast schon etwas von einem Adventskalender: Wer versteckt sich wohl hinter dem nächsten Türchen? Ich hätte mir keine bessere Einstimmung auf die düstere Jahreszeit vorstellen können und bin der Meinung, dass Tim Burton nicht zu viel verspricht, wenn er über sein Labyrinth sagt: „It’s like entering my mind.“

Text und Bilder von Bernadette Doley

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