Neben Schüler noch Mensch sein?
Neben Schüler noch
Mensch sein?
Wir alle kennen es. Wir kommen von der Schule nach Hause und sind einfach nur müde und erschöpft. Aber viel zu oft kann man sich nicht ausruhen, denn die unzähligen Hausaufgaben, Referate und Vorbereitungen auf Ausfragen sowie Klausuren warten schon auf einen. Vor allem in der Weihnachtszeit ist das Stresslevel besonders hoch, da man neben Kurzarbeiten und Schulaufgaben auch noch an seinem Fachreferat oder an seiner Seminararbeit arbeiten muss. Da bleibt wenig Zeit für Freizeitaktivitäten, die einem wirklich Spaß machen. Hin und wieder stellt man sich also die Frage, ob die Schule nicht zu viel Zeit beansprucht. Wir haben Anna Schrödl, unsere Schülersprecherin, ein Mitglied unserer Redaktion und der Schultheatergruppe sowie Mitglied des Jugendparlaments, gefragt, wie sie das alles unter einen Hut bringt.
Findest du, dass deine Arbeit als Schülerin unterschätzt wird?
Unterschätzt wird meine Arbeit von anderen definitiv nicht. Ab und zu ist es so, dass ich mich vielleicht selbst unterschätze, aber von anderen eigentlich eher nicht. Ich denke das liegt daran, dass ich eigentlich viel mache und das wird eigentlich schon ziemlich gut anerkannt.
Hast du denn überhaupt noch Zeit für Privates? Und wenn Ja, wie schaffst du das?
Also, ich habe noch Zeit für Privates. Ich mache immer einen Wochen- bzw. Monatsplan, in dem ich alles aufschreibe, was ich zu tun habe, zum Beispiel irgendwelche Sitzungen oder Treffen von AGs. Und dann komme ich von der Schule nach Hause und mache erst einmal ein Nickerchen. Wenn ich einfach nur von Sitzung zu Sitzung renne, werde ich nicht glücklich. Ich merke, dass ich dann weniger Lust auf all die Arbeit habe. Wenn man die ganze Zeit durcharbeitet, lernt und sonst was tut, dann fühlt man sich nicht gut, und deswegen mache ich Pausen dazwischen. Dabei denke ich mir zum Beispiel: „Ja, gut, anstatt heute fängst du lieber erst morgen mit dem Referat an und machst heute irgendwas Schönes.“
Hast du einen Tipp oder Trick, der für ein leichteres Leben der Schüler:innen sorgen könnte?
Also, erstens, sich einen Wochen- oder Monatsplan anzulegen. Und zweitens… sich wirklich einfach mal zu denken: „Ist es jetzt so schlimm, wenn ich einen Tag später anfange und mir heute irgendetwas gönne?“ Vielleicht gönne ich mir ein bisschen zu viel Freizeit, aber dieses Bewusstsein, dass es okay ist, wenn man mal nichts macht, und mal eine Stunde entspannt, ist meiner Meinung nach sehr wichtig. Ich mache beispielsweise samstags immer nichts, was mit Arbeit zu tun hat. Freitags und sonntags erledige auch nur manchmal etwas, wenn ich viel zu tun habe. Aber samstags nie. Denn so kann man sich den Rest der Woche auf den Tag freuen.
Bist du der Meinung, Lehrer:innen könnten uns unterstützen den Stress und den Druck besser zu bewältigen?
Definitiv. Ich habe Lehrer, bei denen ich mir wünschen würde, sie würden weniger Hausaufgaben aufgeben oder sich mehr Zeit zum Erklären von Dingen nehmen, damit man zuhause weniger Arbeit hat. Aber ich habe auch Lehrer, die mich super unterstützen, bei denen ich weiß, ich könnte ihnen um Mitternacht schreiben, und sie würden mir noch helfen und mir das dann nochmal erklären. Aber das ist wirklich von der Lehrkraft abhängig.
Würdest du sagen, dass es heute schwieriger ist Schüler:in zu sein, als es früher war?
Ja, ich finde es schon schwieriger. Ich habe das Gefühl, dass die Gesellschaft mehr Leistungsdruck ausübt. Und dann versucht man, noch ein paar Sachen nebenbei zu machen, damit man einen schönen Lebenslauf hat, den man vorzeigen kann. Aber gerade ist es meiner Meinung auch stark von Corona beeinflusst worden. Ich finde, es ist schwer gewesen, eine Routine zu finden, weil man nie genau wusste was war oder was kommen würde, und das weiß man ja eigentlich heute immer noch nicht. Ich weiß zum Beispiel gar nicht, ob wir in der Theater-AG überhaupt auftreten können, und wenn ja, wie?
Denkst du, dass Schüler:innen heutzutage neben der Schule noch genug Freizeit haben?
Ich glaube, wenn sie es richtig anstellen, dann schon. Hier beziehe ich mich auf das, was ich vorhin bereits gesagt habe. Ich bin heute Morgen aufgewacht und habe mir einfach nur eine Pause gewünscht. Aber ich wusste, dass ich nach jeder anstrengenden Woche am Samstag meinen freien Tag haben werde, und darauf arbeite ich dann hin. Ich habe zum Beispiel auch jeden Nachmittag Termine – außer dienstags und donnerstags, und dann versuche ich eben, an diesen Tagen eher Mensch als Schüler zu sein, und das funktioniert eigentlich ganz gut.
Redaktion: Andrea Didszuhn, Johanna Ludwig
Bild: Antonia Galster